Sarplaninac
od planinske veštice

Frau Prof. Dr. med. Sjelish

 

Am 27.4.2007 kam mein zweiter Wurf Sarplaninac zur Welt. Trotz Ultraschalluntersuch wusste ich nicht wieviele Welpen es sein werden. Bevor ich eine zuchtfähige Hündin kaufte stellte ich meinen Rüden auf der Andrologie im Tierspital vor, um sicherzugehen, dass er trotz seinen 12 Jahren noch zeugungsfähig ist. Ich erhielt das OK mit einem ABER: da der Rüde nun doch schon ein recht gutes Alter hat und doch nochmals einige Zeit vergehen wird bis er die Hündin decken kann, ich musste ja zuerst noch eine passende finden und sie dann ankören, müsste ich mit einem sehr kleinen Wurf rechnen, d.h. es sei sehr wahrscheinlich, dass ich nur einen einer max. Zweierwurf bekomme. Nun, wenigstens einen Welpen als Nachfolger von meiner Linie. Das Decken verlief problemlos und im Ultraschall sah man dann sogar 3 Welpen. Am 21.4.2007 begann Brita dann mit der Geburt. Es ging relativ rassig. Der erste und zweite Welpe waren sogar Rüden und mein Mann und ich wollte ja auch einen Rüden, also wurde uns dieser Wunsch von Brummi und Brita bereits erfüllt. Zudem hatte ich noch Interessenten für einen weiteren Rüden sowie vier Hündinnen. Ich erklärte jedoch zuvor den Interessenten, dass ich vielleicht nicht soviele Welpen bekommen werde. So freute es mich besonders, als ich dann doch immerhin 6 gesunde muntere Welpen in der Wurfkiste hatte. Eine Hündin zuwenig! Doch gut 2 Stunden nach Nr. 6 schaute Brita nochmals nach hinten und mir war klar, es gibt nochmals einen Welpen! Tatsächlich kam da noch eine kleine Hündin zur Welt. Da hatte ich also alle 7 gewünschten Welpen und erst noch die richtige Anzahl Hündinnen und Rüden. Die zukünftigen Besitzer freuten sich sehr über meinen Telefonanruf, dass der „bestellte“ Welpe soeben geboren wurde. Die zukünftigen Besitzer kamen dann auch mehr oder weniger regelmässig ihre Welpen zu besuchen und wöchentlich sendete ich die neusten Fotos per Mail. Bis auf ein Ehepaar kannten, resp. besassen die zukünftigen Besitzer bereits einen Sarplaninac. Das Ehepaar entschloss sich dann relativ sehr schnell für die Hündin, Welpe Nr. 7. Sie beide seien auch jeweils das letzte Kind in der Familie gewesen und das könne nur Glück bringen. Sie kamen auch regelmässig mit Welpe Nr. 7 von mir aus in die Welpenschule und sie machten das ganz toll zusammen. Das Ehepaar konnte kaum warten endlich den ersten Welpen mit sich nach Hause zu nehmen. Bis jetzt hatten sie immer ältere Hunde übernommen und momentan hatten sie noch eine alte Deutsche Schäferhündin, eine alte Colliedame und eine kleine braune Mix-Oma. So gab ich die kleine Hündin schon mit 11,5 Wochen in der Annahme, dass die älteren Hunde auch noch helfen bei der Welpenentwicklung. Ansonsten gebe ich meine Welpen erst ab 12 Wochen, so können sie noch in der wichtigsten Zeit ihrer Prägungsphase im Rudel erzogen und geprägt werden. Ich habe bei beiden Würfen eine Rudelhaltung, also ohne Zwinger sondern leben frei auf dem Hof mit Mutter, Vater und noch Onkel die die Welpen auch miterziehen und auf ihr Leben vorbereiten.

 

Das Besitzerehepaar war überglücklich mit ihrer kleinen Sjelish, Bald fanden sie auch eine Welpenschule, wechselten die dann aber, da sie nicht zufrieden waren und fanden einen neuen Hundetrainer. Anscheinend hütete er auch bei Abwesenheit des Ehepaares die kleine Sjelish. Irgendwie merkte ich dann auch bei den regelmässigen Telefongesprächen, dass etwas nicht stimmte, konnte aber nicht sagen was. Die Besitzerin fühlte sich auch immer mehr und mehr überfordert. Zudem war sie beunruhigt, da die kleine Hündin immer sehr aufgeregt war, wenn sich das Fraueli  verletzte und besonders wenn es dann noch blutete, wie auch wenn die Stiefmamma „läufig“ wurde. Das beunruhigte Sjelish extrem und war jeweils ganz aus dem Häuschen. Nach 1,5 Jahren gestand dann das Ehepaar, dass sie mit der Hündin überfordert seien. Selbstverständlich nahm ich sie zurück. Am gleichen Tag telefonierte mir eine gute Kollegin, dass sie ihren 11 –jährigen Sarplaninacrüden einschläfern muss wegen gesundheitlich Altersbeschwerden. Zuvor hatte sie bereits während 12 Jahren eine Sarplaninachündin. Sie kannte die Rasse also bestens.

Bald zeigten sich dann auch die ersten Probleme. Jedes Mal wenn die Besitzerin die Leine vom Nagel nahm um Gassi zu gehen duckte sich Sjelish und wartete wieviele Schläge es heute geben werde. Auch sah ich als einmal eine andere Kollegin der Sjelish ein Guteli geben wollte, dass ihr die Hündin gleich anspringen wollte, zum Glück hielt die Besitzerin die Leine fest. Da wurde mir Einiges klar! Die Hündin wurde nach der guten alten Schäferhundeschule erzogen! Man hält ihr ein Leckerli hin und wenn sie es nehmen will, bekommt sie eine Runtergehauen mit der anderen Hand, so lernt man seinem Vierbeiner, dass er nichts von fremden Personen nehmen darf. Und wenn sie etwas nicht versteht und falsch macht gibt’s Leinenhiebe! Das geht vielleicht mit einem 08.15 Hund aber sicher nicht mit einem Herdenschutzhund! (Obwohl ich natürlich diese Erziehungsmethoden auch bei jedem anderen Hund verurteile) Da wurde mir einiges klar, warum es Probleme am vorherigen Ort mit Sjelish gab. Ich denke nicht dass die Besitzer zu diesen Erziehungsmethoden griffen, jedoch der „Hundetrainer“ der die Hündin ja auch ab und zu hütete. So verlor sie das Vertrauen gegen Menschen.  So „trainierten“ wir die Sjelish wieder zurück, so gut es ging, zu einem gut sozialisierten HSH. Sie durfte in die Plauschhundeschule, an Mobilitys teilnehmen und sich mit den Übungsleiterinnen anfreunden und Leckerli von Jedermann nehmen. Sie lernte sehr schnell. Doch dann gab es einen jähen Unterbruch, Sjelish konnte kaum noch Gehen. Wenige Schritte und dann musste sie sich hinsetzen für einige Minuten bis sie wieder weiter gehen konnte. Mit der Tierärztin und Spezialklinik untersuchten wir die ganze Hündin für eine grössere 4-stellige Geldsumme wurde sie geröntgt, in die Röhre (CT) gesteckt, Blutuntersuche bis zu Spezialuntersuchungen die nur in Amerika vorgenommen werden können, Zeckenkrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Muskelerkrankungen, etc. doch alle Ergebnisse waren negativ, d.h. total NORMAL! Das einzige was nicht normal war, war dass ihre Besitzerin kaum noch Gehen konnte wegen einer zu spät entdeckten Borreliose. So zeigte die Sjelish nachdem sie bereits bei der ersten Besitzerin immer ganz mitfühlte wenn sie blutete, dass sie nun auch mitfühlte wenn ihre zweite Besitzerin nicht mehr gehen konnte und sie sich auch verkrampfte und entsprechend auch nicht mehr gehen konnte. Auch in der Hundephysiotherpaie konnte kein Leiden festgestellt werden, ausser dass sie sich extrem versteift bei unsicheren Situationen, ansonsten aber extrem beweglich ist.   Als es die Besitzerin auch wieder etwas besser gehen konnte löste sich die Verspanntheit bei Sjelish, mit zusätzlicher Medikamentenhilfe, gänzlich auf und sie ist wieder agil wie eh und je, ohne dass je eine Krankheit diagnostiziert werden konnte.

 

Doch dann kam die Professorenarbeit! Sie schnappte gegen das Gesicht des Ehemannes der Besitzerin. Niemand wusste warum. Als dies nicht half verletzte sie seine Nase aus dem Nichts heraus! Die Nase wurde gesalbt und gepflastert wie es auf einem Bauernhof üblich ist rennt man nicht gleich zum Onkel Doktor. Das genügte aber der Sjelish nicht und da biss sie ihn für das Ehepaar total unverhofft so stark ins Gesicht, dass er nun endlich ins Spital zum Flicken und Nähen musste. Die Besitzerin war so aufgeregt als sie mir dies erzählte, sie wisse nicht aus welchem Grund die Hündin ihren Mann immer gegen das Gesicht angreift für NICHTS. Ich kenne den Mann sehr gut und er würde nie einem Tier auch nur das Geringste Leiden zufügen. Aber dass die Hündin wegen NICHTS so zubeisst konnte ich auch nicht glauben. Also versuchte ich sie zu verstehen, was wollte sie damit zeigen??? Also irgendetwas musste mit dem Gesicht sein. Da kommt ja auch die Atemluft raus – sollte die etwa nicht gut sein??? Blitzschnell ging mir durch den Kopf Magengeschwür oder Lungenkrebs-Luft!!  Ich konfrontierte meine Kollegin mit diesen schweren Fragen, denn ich glaubte an meine Hündin und versuchte zu verstehen WARUM? Was will sie zeigen? Logisch war meine Kollegin etwas verdutzt, ich konnte es ja nicht anderes erwarten. Ich nahm auf jeden Fall die Sjelish noch an demselben Abend zurück zu mir und ihrem Rudel. Ich konnte kein auffälliges Verhalten feststellen. Einige Zeit später rief mich meine Kollegin wieder an und meinte ich soll besser einen bequemen Stuhl zum Telefon nehmen, sie hätte mir eine happige Story zu erzählen. Also machte ich das und setzte mich auf einen bequemen Sessel.

Die Sjelish hätte einen grossen Leckerbissen verdient sagte sie mir. Auf dem Lungenröntgenbild hätten die Ärzte tatsächlich einen Tumor entdeckt, der sich als sehr schnell wachsend und extrem bösartig herausstellte. Doch dank der sehr frühen Diagnose durch Sjelish hätten sie den Krebs noch frühzeitig vollständig wegoperieren können. Es bestehen noch keine Metastasen und auch die Lymphknoten seien noch nicht befallen. Doch 1/3 der Lunge musste entfernt werden. Nur einige Wochen später und die Situation hätte anders ausgesehen: maximal noch 6 Monate vor dem sicheren Tod…. Die Ärzte seien voller Lob für die Hündin und fragen regelmässig nach ihr und sind natürlich glücklich, dass sie trotz der bösen Lippenverletzung die sie ihrem Herrchen zugefügt hat weiter am Leben bleiben darf und dies natürlich auch, da es in einem Kanton passierte der noch keine Hundegesetze hat!! Sie klärten dann auch die Leute auf, dass man bereits Versuche mit Hunden mache zur Früherkennung von Krebsdiagnosen. Auch nun bei den weiteren Arztkontrollen erkundigt sich die Onkologin immer wieder, wie es dieser einmaligen Hündin gehe.

Fazit: man muss die Tiere besser verstehen lernen und herausfinden, was sie einem sagen wollen, dann kann das wie in diesem Fall von Sjelish sogar Leben retten!!

Sjelish bleibt nun definitiv bei uns, ihrer Mutter und den beiden Brüdern.

Nachtrag:

Artikel in der Berner Zeitung vom 18.08.2011:

Mit freundlicher Genehmigung der Berner Zeitung / Schweizerische Depeschenagentur