Sarplaninac
od planinske veštice

Berichte

Nationale Hundeausstellung 13.3.1994 BELGRAD

 

Grundy Goran Neskovic mit Grundy

Wie ein Traum kam mir die Teilnahme an einer Hundeausstellung im Ursprungsland meiner Hunde vor. Seit einigen Jahren hatte ich den Wunsch, einmal in Jugoslawien meine Hunde auszustellen.  Ein Grund dafür war, wenigstens einmal gegen viele Sarplaninac’s anzutreten, der andere Grund, einmal eine Beurteilung meiner Hunde durch Spezialrichter der Rasse im Stammland zu erhalten. Leider werden die Hunde in der Schweiz und den angrenzenden Ländern oft von Richtern beurteilt, welche die Rasse (da nicht sehr verbreitet und wenig gezeigt) zu wenig genau kennen.

Der Schlüssel zur Ausstellung in Belgrad war die Welthundeausstellung Dortmund 16.6.91. Dies war leider auch wieder mal eine der "total abverheiten" Ausstellungen. Bewertet wurden unsere Hunde von einem Dobermannrichter!!! Ein anderer Richter bemerkte dann glücklicherweise, dass der arme Mann keine Ahnung von Sarplaninac’s hatte und half ihm bei der Bewertung der Hunde .... Wir mit unseren Hirtenhunden waren sehr enttäuscht und fühlten uns benachteiligt. Ein kleiner Lichtblick für mich war doch die Bekanntschaft die ich mit einem Jugoslawen machte, der sich sehr für Grundy interessierte und X-Photos von ihm machte. Weil wir grosse Verständigungsprobleme hatten, drückte ich ihm die Stammbaumkopie meines Rüden in die Hand. So hatte er wenigstens einige Angaben in seiner Sprache.

Einige Zeit später und schon lange wieder zuhause, erhielt ich einen Telephonanruf aus Jugoslawien. Der Anrufer sprach fast perfekt englisch und so diskutierten wir eine Stunde lang über Sarplaninac. Er hatte meine Adresse von seinem Freund erhalten ten. Eben jenem Jugoslawen den ich in Dortmund kennen gelernt hatte und somit kannte er meinen Hund von der Abstammung und von den Fotos her. Für mich war das Gespräch sehr interessant, denn dies war das erste Mal, dass ich mich mit einem richtigen Sarplaninac-Züchter unterhalten konnte. Als ich seinerzeit Grundy kaufte, mussten die wichtigsten Informationen über die Eltern des Züchters erfragt werden, da wir uns nicht verständigen konnten. Der Anrufer bat mich auch, ihm bei der Vermittlung von Welpen ins Ausland zu helfen. Seit dem Embargo sei alles sehr teurer geworden und nur mit Devisen sei das Leben noch erträglich. Leider konnte ich ihm keine grosse Hoffnung machen, da diese Rasse bei uns nicht sehr bekannt und entsprechend auch wenig gefragt ist. Einige Zeit später schickte er mir einige Fotos seiner Hunde, sowie seine genaue Adresse und Telephonnummer. Da der KAH Anfragen betreffend Sarplaninac bei konkretem Interesse an mich weiterleitet, bekam ich im Herbst 93 eine Bestellung für einen Welpen. Selbstverständlich kontaktierte ich sofort den obgenannten Züchter, der in der Nähe von Belgrad lebt. Er hatte Welpen und war über die Aussicht einen davon in die Schweiz zu verkaufen hoch erfreut, da sich die Lage bei ihm drastisch verschlechtert hatte. Wie es der Zufall so wollte eine Woche später rief mich ein Bekannter (der mir seinerzeit Grundy vermittelt hatte) an. Er hatte seinen Hund einschläfern müssen und bat mich um Vermittlung eines Sarplaninac aus Ex- Jugoslawien, denn seine Kontakte in dieses Land seien alle abgebrochen. Goran Neskovic staunte nicht schlecht, als ich kaum eine Woche später bereits den 2. Welpen bei ihm bestellte. Da beide Interessenten nicht englisch sprachen, ging der Kontakt über mich mit vielen Telephongesprächen. Für mich war dies sehr interessant. Goran bat mich dann auch, ihm meinen Rüden zum Decken seiner Hündinnen für einige Zeit auszuleihen. Diesen Wunsch konnte ich ihm jedoch nicht erfüllen. Meinen Hund kann man ohne mich nicht ausleihen. Da schlug er mir dann vor, doch mit Grundy zusammen als Gäste zu ihm zu kommen. Er habe auch eine riesige Sammlung über Sarplaninac-Informationen, viele Photos, Videos u.a. auch aus den Sarplaninen (dem Ursprungsgebiet der Rasse) die er mir zeigen möchte. Ausserdem finde im November eine Hundeausstellung in Belgrad statt. Ob dies kein Angebot wäre? Leider war es mir jedoch aus persönlichen Gründen und den vorauszusehenden schlechten Strassenverhältnissen nicht möglich, das Angebot anzunehmen. Aber ich war sehr überrascht zu hören, dass es in diesem Land immer noch Hundeausstellungen gibt trotz des Krieges. Goran erzählte mir, dass jedes Jahr einige Ausstellungen durchgeführt werden allerdings wegen dem Embargo nur Nationale ohne Vergabe des CACIB.

Inzwischen waren meine Bekannten zusammen nach Jugoslawien gefahren um ihre Welpen abzuholen. Sie kamen heil und total begeistert zurück. Hatten viel zu erzählen und machten mich ganz "eifersüchtig". Ich blieb natürlich auch weiterhin mit Goran in Kontakt, denn er wollte über die Rückreise und vor allem über das Einleben der Welpen auf dem laufenden sein. So fragte ich ihn mal (einfach so) nach dem Datum der nächsten Ausstellung in Belgrad. Erst am 13.3.94 war die Antwort. Gut für mich, so hatte ich genügend Zeit um die Reise vorzubereiten, mein Visum einzuholen und auch das Wetter war sicher im März besser, ich war aufgeregt und freute mich auf dieses Abenteuer wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Da es keine lHA war, wurde sie auch nirgends ausgeschrieben. Etwas das ich in weiter Ferne glaubte, wurde plötzlich Wirklichkeit. Ich war wie gedopt, als ich Goran den Auftrag gab meine beiden Hunde, Grundy und Kincsem, anzumelden. Er erzählte mir dann, dass ihm die Leute im Hundeklub nicht glaubten, dass eine Frau aus der Schweiz mit ihren zwei Hunden wegen einer NA nach Belgrad fahren wolle. Sie glaubten an einen Witz. Nachdem er sie überzeugt hatte, lachten sie herzlich und fragten ihn ob das eine Hirngestörte sei, welche in so ein verrufenes Land an eine CAC-Schau käme. Nachdem er ihnen erklärt hatte, dass die Ausstellung mit einem Besuch bei ihm und seiner Familie verbunden sei, ausserdem mit viel Interesse am Sarplaninac und der Geschichte dieser Rasse, da war alles o.k. Zudem sei es mein Wunsch, einmal meine Hunde von "Fachleuten" bewerten zu lassen, da die Richter ausserhalb Jugoslawiens die Rasse nicht sehr gut kennen. Mir erging es fast gleich, als ich auf dem Jug. Konsulat in Zürich mein Visum beantragte. Auf dem Formular musste ich natürlich den Grund für meine Reise angeben: Hundeausstellung Belgrad. Darauf fragte mich der Botschafter nach der Rasse der Hunde. "Sarplaninac" war meine Antwort. Da staunte er, verbeugte sich tief und sagte "alle Hochachtung". Diese Reaktion stellte mich richtig auf, nachdem mich bereits einige Leute gefragt hatten, ob ich spinne in den Krieg zu fahren. Aber all meine Bekannten, sowie die zwei Welpenkäufer waren heil nach hause zurückgekehrt und hatten mir bestätigt, dass in diesem Gebiet des Landes gar kein Krieg geführt werde. Nachdem ich auf einer Europakarte meine Reiseroute auswendig gelernt hatte, sicherheitshalber möglichst auf Autobahnen. Da ich mit meinen beiden Hunden allein reiste wollte ich nur grosse und vielbefahrene Strassen benutzen. Das Risiko bei einer allfälligen Panne auf Nebenstrassen erst nach längerer Zeit gefunden zu werden, war mir zu gross. Deshalb hiess die Routenwahl Wien-Budapest-Belgrad.

Am Donnerstagmorgen dem 10.3.94 startete ich mit vollgestopftem Auto, in dem meine zwei Hunde gerade noch 2 Liegeplätze hatten, Richtung Wien. Dank guter Fahrt und problemloser Passage des Zolles war ich um ca. 20 Uhr bereits in Budapest. Da ich sehr müde war, stellte ich das Auto neben einer Garage unter einen Baum und schlief bis gegen 4 Uhr am Freitagmorgen im Kombi. Nachdem ich meine Hunde spazierengeführt und gefüttert hatte, frühstückte auch ich vom mitgenommen Proviant und fuhr gegen 5 Uhr weiter. Um es kurz zu machen, während 2 1/2 Stunden fuhr ich in Budapest im Kreis rum, bis ich rein zufällig auf die richtige Strasse nach Szeged kam. Obwohl die Autofahrer in Ungarn (übrigens auch die Jugoslawen) extrem rücksichtsvoll fahren, ganz anders als wie wir Schweizer oder die Deutschen und Österreicher, lagen auf der schnurgeraden Strasse nach Szeged viele tote Hunde. Unterwegs machte ich einen Abstecher in einen Feldweg um den Hunden Auslauf zu gönnen. Sie hatten wegen dem vielen Gepäck im Auto kaum Platz sich zu strecken. Wir waren alle drei sehr erstaunt, als auf der vielen Kilometer grossen Wiese plötzlich Hasen davon stoben. Meine Hunde konnten sich richtig austoben um danach für den Rest der Reise wieder ins Auto zu steigen. Auf der Strecke Richtung Grenze kamen bei jedem Halt (Zugspassage etc.) Kinder die Autoscheiben zu waschen und anschliessend die hohle Hand hinzuhalten. Bei Garagen an denen ich vorbeifuhr, war meistens ein Kuvasz und einmal auch ein Kommondor zu sehen. In der zivilisierten Welt hüten halt diese Hunde nicht mehr Vieherden, sondern Autos. Am Grenzübergang nach Jugoslawien musste ich noch einige Formulare ausfüllen Formalitäten halt und bezahlen. Aber ansonsten kamen wir ohne jede Kontrolle durch. Auch hatten die Leute grosse Freude an meinen zwei Hunden. Nach einer kurzen Fahrt von 3 Stunden war ich dann in Belgrad und fragte einen Passanten nach der Strasse nach Baric. Er zeigte mir mit der Hand die Richtung und nach 30 Minuten Autofahrt sah ich die Ortstafel von Baric.

Auf Grund der Videoaufnahmen die mir Goran geschickt hatte, nahm ich an, dass er (respektive seine Eltern) an dieser Strasse ihr Haus hätten. Oh super, plötzlich erkannte ich sogar das Haus. Gegen 15 Uhr und bei strahlendem Sonnenschein fuhr ich durch die Einfahrt zum Haus. Nach einer freundlichen Begrüssung von Goran, der auf mich gewartet hatte, fingen wir dann an mein Auto zu entladen. Ich hatte Welpenfutter, Bebenahrung, Impfstoff und Wurmkuren für die Hunde, Medikamente etc. mitgebracht. Halt Sachen, die durch das sinnlose Embargo nicht oder nur sehr schwer erhältlich sind. Was können Kleinkinder und Tiere für die Blödheit der Menschen? Natürlich wurden auch meine Vierbeiner gründlich betrachtet. Vom Rüden war Goran total fasziniert und bedauerte sehr, dass keine seiner Hündinnen läufig war. Für meine zwei Hunde war extra ein Zwinger mit Hundehaus freigemacht worden. Aber sie weigerten sich diesen zu betreten. Also band ich sie (wie immer auf Reisen) ans Auto und liess die Hecktüre offen. Nachdem ich auch die Eltern von Goran, sowie seine Frau und das 4 Monate alte Bebe begrüsst und vor allem seine Hunde kurz angeschaut hatte, besuchten wir ein im selben Dorf wohnendes Ehepaar, welches 2 Sarplaninac besass.

Am Eingang des Gartens begrüsste uns ein jüngerer Sarplaninacrüde stürmisch. Der Rüde war an einer Kette mit einem Radius von 10 Meter an einer für dort typischen Hundehütte angebunden. Das war ein aus Backsteinen dreiseitig geschlossener Bau mit einem darauf festmontierten Wellblechdach. Das Wohnhaus der Leute war immer noch im Bau und die Handwerker gingen ein und aus, darum wurde der Rüde dort angebunden. Sie waren erst vor kurzer Zeit aus Deutschland in ihre Heimat zurückgekehrt. Der Mann, von Beruf Psychiater widmet sich nun vor allem, den vom Krieg vergewaltigten Frauen seines Landes. Bei der Besichtigung des Gartens begleitete uns die Hündin. Für sie sind noch alle Menschen lieb. Im Garten hatte es noch andere Tiere, so einige Hausschafe, Ziervögel, Ziegen, einige Katzen und eine junge Füchsin mit der die Hündin oft und intensiv spielt. Am Abend fuhren wir dann ins Nachbardorf Obrenovac wo Goran seine Wohnung hat. Zuerst schauten wir noch Videos von Sarplaninacs aus den Bergen. Zum Teil auch "Mischlinge" Kaukasische Ovtscharka X Sarplaninac. Dies wird leider gemacht um Grösse zu züchten, wirkt sich aber laut Goran negativ auf Gelenke und Gangwerk aus. Er selbst ist gegen diesen "Unfug" und züchtet möglichst den reinen Berghund. Darum auch sein Interesse an Grundy. Grundy wurde noch vor diesen Einkreuzungen gezüchtet und ist ausserdem HD geröntgt. Auf dem Video war für mich auch interessant zu sehen, warum es beim Sarplaninac so verschiedene Farbtöne gibt. Sandfarben sind Hunde, welche in der braunen Öde gezüchtet werden. Eisengrau wo das Gebirge felsig ist, bei kräftigem farblichen Hintergrund war auch die Fellfarbe kräftiger und bei hellem Gebirge waren die Hunde sogar weiss. Goran hat einen weissen Sarplaninac nach Hause geholt. Doch hatten ihm die Hirten als er ihn holte, bereits ein Ohr abgeschnitten. Dies ist bei den Hirten Brauch. Die einen sagen, Hunde mit geschnitten Ohren werden schärfer, die anderen meinen, solche Hunde hören besser. Diese Berghunde seien auch gegenüber Fremden sehr freundlich und nicht wie bei uns oft erzählt wird, sehr aggressiv. Ganz selten treffe man auf einen dem Menschen gegenüber misstrauischen Hund. Goran hatte so viel zu erzählen, doch schon nach kurzer Zeit schlief ich leider auf dem Sofa ein. Am Samstagmorgen war relativ früh Tagwache. Zuerst fuhren wir zu den Eltern von Goran um meine Hunde zu füttern und zu versäubern. Er füttert seine Hunde immer am Nachmittag. Seit Krieg herrscht kocht er 2 x die Woche einen Riesentopf voll Getreideflocken mit Schlachtabfällen und Innereien. Gelegentlich mal gibt es Fisch, von diesem Menü erhalten die Hunde täglich einen Napf voll. Hungern müssen sie auf jeden Fall nicht. Nur ist es halt nicht mehr dasselbe Futter wie vor dem Embargo. Auch die Menschen haben genug zu essen, aber halt nur was in ihrem Land wächst. Die Gärten der Einfamilienhäuser sind grösstenteils umgegraben und es werden Kartoffeln und Gemüse angepflanzt. Auch hält sich jeder nach Möglichkeit Hühner, einige sogar in den hübschen Einfamilienhäusern im Zwinger 1-2 Schweine. Bananen/Südfrüchte überhaupt, Kaffee etc. sind Mangelware. Deshalb auch die Bitte an mich, ihnen Wattestäbchen fürs Baby, Ketchup und sonst so "komische Geschenke" mitzubringen.

Am spätem Morgen fuhren wir dann zur Hundeausstellung. Die Sarplaninac waren erst am Sonntag dran, aber ein Bekannter von Goran der in Vukovar (Bosnien) wohnt hatte bei ihm einen Welpen bestellt und wollte ihn am Abend mit nach Hause nehmen. Wir konnten auch schon 2 Kataloge für die Ausstellung vom Sonntag kaufen und so zählen wie viele Sarplaninac gemeldet waren. 83 Hunde und keinen der Konkurrenten kannte ich. Natürlich wollte ich auch sehen, ob meine zwei Hunde tatsächlich aufgeführt waren. Nach langem Suchen fand ich sie tatsächlich. Mein Vornamen war im Ausstellungsverzeichnis zum Nachnamen gemacht worden. Ist halt schon schwierig mit so ausländischen Namen. Ausserdem sah ich, dass ich von den 1500 gemeldeten Hunden die einzige ausländische Ausstellerin war. Dafür war ich sehr erfreut und gleichzeitig sehr erstaunt zu sehen, dass auch von anderen Gebieten z.B. Bosnien, Kroatien Hunde angestellt wurden. Offensichtlich gibt es bei den Hundefreunden ausser normalen züchterischen Rivalitäten, keine Missstimmung oder Feindschaft. In der ganzen Ausstellung gab es zwei Restaurants. Auf dem Korpus darin standen jeweils 5-6 Halbliterflaschen mit Limonade oder Wein, welche man für sehr viel Geld kaufen konnte. Der einzige Würstchenstand war zwischen den 2 Hallen plaziert. Andrang gab es nicht, fast niemand konnte sich ein Würstchen leisten. Wir setzten uns an einen keinen Tisch im Restaurant, ohne jedoch etwas zu kaufen. Gorans Freunde aus Vukovar setzten sich zu uns und ich führte ein sprachlich schwieriges Gespräch mit einem jungen Tierarzt, der seit dem Krieg an den Rollstuhl gebunden ist. Hunde begeistern ihn aber immer noch, so  dass er bis nach Serbien an eine Hundeausstellung fährt. Es war überhaupt ein fröhliches und gemischtes Volk an dieser Hundeausstellung in Belgrad.

An einem Stand gab es noch Leinen und Halsbänder zu kaufen. An einen anderen Stand sogar Futter und Futterzusätze. Gross war aber der Handel nicht. Anders war es im Verbindungsgang der beiden Hallen. Hier verkauften Züchter die mitgebrachten Welpen. Ein Rassehund mit FCI-anerkannter Ahnentafel kostete ca. 150.- bis 300.- DM. Die Hunde werden meistens entwurmt und geimpft abgegeben, Viele Geschäfte funktionieren nur dank Tauschhandel. Auch mit den Ungaren wird viel getauscht. Geld hat fast niemand mehr. Hier lief das Geschäft gut. Auch wurden Rüden die gar nicht ausgestellt wurden, rumgeführt. Die Besitzer hofften sie hier zum Decken vermieten zu können. Boxen für die ausgestellten Hunde gab es keine. Die Aussteller mussten auch nicht bis am Abend bleiben. Nach dem Richten konnte man die Ausstellung gleich verlassen oder noch mit Freunden zusammensitzen und "fachsimpeln".

Den späten Nachmittag verbrachten wir wieder bei den Eltern von Goran in Baric, zusammen mit unseren Hunden. Es kamen auch einige Freunde von Goran z.T. mit Hunden zu Besuch um die "Fremden" zu begutachten. Nach dem Nachtessen fuhren wir wieder nach Hause zu Goran um uns weitere Videos anzuschauen. Was leider auch dazu gehörte war ein Hundekampf, wenigstens haben sich die Hunde nicht getötete. Auf demselben Video war auch ein Kampf mit einem Wolf der Schafe klauen wollte. Wir gingen zeitig zu Bett um am Sonntag für unseren grossen Auftritt fit zu sein. Übrigens, jeden Morgen wurde ich von der mir ins Zimmer scheinenden Sonne geweckt. denn nach dem Dauerregen bei uns zu Hause war ich mir dieses Licht nicht mehr gewohnt.

Nach einem kurzen Spaziergang mit meinen Hunden fuhren wir dann an die Ausstellung. Ich war sehr gespannt, Goran hatte meinen Rüden für die Siegerklasse gemeldet. Ein Jahr zuvor hatte mir eine Richterin an der IHA-Bern gesagt, Grundy sei nicht mehr ausstellungsfähig und ich solle ihn doch besser nicht mehr ausstellen und nun im Ursprungsland der Rasse, Start in der Siegerklasse! Wenn das nur gut ging. Zwei Richter waren für die Bewertung unserer Rasse zuständig. Einer richtete die Jugendklasse, der andere Offene- und Siegerklasse. Da ich nicht besonders gerne im Ring bin, ausserdem die Sprache nicht verstand, führte Goran meine beiden Hunde vor. Die Hündin erhielt ein V und verliess den Ring mit Platz sieben. Der Rüde zeigte sich von seiner besten Seite, sicher hat sich auch der Stolz von Goran auf Grundy übertragen. Er wird mit V + CAC bewertet und verliess somit als Sieger den Ring. Fürs CAC gab es keine Karte wie bei uns. Man musste mit dem Richterbericht und dem Stammbaum an einen Stand in der Halle und erhielt dort einen Stempel auf den Richterbericht und in den Stammbaum. Dieser Stempel bedeutet mir mehr als jeder Pokal oder sonst einen Preis, muss erst noch nicht abgestaubt werden und ich bin überglücklich damit. Ausstellungspreise gab es übrigens auch keine und auch der rote Teppich in der Halle kann sich die Ausstellungsleitung seit Krieg ist, nicht mehr leisten. Was aber immer noch gemacht wird und ich als super empfand, waren die vielen Stühle welche um die Ringe herum aufgestellt wurden. Für den BOB musste Grundy gegen die Jugendklassesiegerin antreten und ihr den Vortritt lassen. Das ganze wurde mit Videokamera gefilmt und ich erhalte dann von Goran eine Kopie.

Ich wurde von vielen Leuten angesprochen. Leider verstand ich nur wenig und war noch darauf angewiesen, dass die Leute einige Brocken deutsch oder englisch konnten. Goran gab sich grosse Mühe und hat mir viel übersetzt. Einmal als Goran mit Leuten über meine Hunde sprach, brachen sie plötzlich in schallendes Gelächter aus. Ich wusste nicht worüber, aber mir war klar, dass sie über mich und/oder meine Hunde  lachten. Also lachte ich mit. Goran erzählte mir dann, einer der Leute hätten gesagt, meine Hunde sähen aus wie "Kuscheltierchen auf dem Plüschsofa". Als er ihnen sagte, dass dies stimme und er ein Foto der Beiden, schlafend auf einem roten Velourssel habe, gab es schallendes Gelächter. Auch der Züchter der Mutter meiner Hündin habe ich persönlich getroffen. Auch war ich auf Gorans Übersetzung angewiesen.

Für mich etwas vom Schönsten war das Treffen der Züchterin von Grundy. Ihr Mann ist leider vor einigen Jahren verstorben, wir sahen uns zum ersten Mal und meinen Hund hat sie seit der Abgabe an mich auch nicht mehr gesehen. Sie war von seiner Vitalität und Kondition begeistert und fand er zeige sich wie ein Fünfjähriger. Dass er so gut bewertet wurde, freute sie natürlich speziell. Goran und diese Züchterin sind eigentlich nicht unbedingt Freunde, da sie jetzt auch „gemischte“ Sarpis züchtet, aber Grundy hat uns alle zusammengebracht und Goran hat über eine Stunde lang übersetzt, verbindet Hundeliebe! Ausgestellt wurden unter anderem auch 5 Berner-Sennenhunde sowie 32 Bernhardiner! Aufgefallen ist mir auch, dass die Hunde der Armee von Militärpersonen in Uniform geführt wurden. Auch waren alle Hunde die ich beobachten konnte, lieb und gut erzogen. Zähne zeigen und Hoden kontrollieren war bei keinem ein Problem. Von Sicherheitsabstand war nichts zu sehen (wie bei uns im Westen immer wieder gesagt wird). Da es wie schon gesagt keine Hundeboxen gab waren die Aussteller mit ihren Hunden mitten im Publikum. Auch Grundy und Kincsem waren so richtig charmant. Kincsem wollte ihr Können zeigen und sprang (natürlich ohne Voranmeldung) auf das Richterpult. Grundy überraschte die Ringsekretärin mit einer ausgiebigen und unerwarteten Gesichtswäsche. Allgemeines Gelächter war der Lohn für diese Einlagen. Am Abend zeigte mir Goran an seinen Hunden alle Vorzüge sowie ihre Fehler, so dass ich noch einiges dazulernen konnte. Ich habe auch all seine Hunde fotografiert. Leider habe ich den Film falsch in die ausgeborgte Kamera eingelegt und war dann zu Hause natürlich sehr enttäuscht keine Fotos zu haben.

Alle Hunde die ich besuchte waren sehr freundlich, hatten jedoch alle eine Aversion gegen das Fotografieren. Da der direkte Augenkontakt fehlte, sprangen sie auf die Kamera los. Sogar Goran hat beim Fotografieren seiner eigenen Tiere die grösste Mühe. Der weisse Sarplaninac der sehr freundlich und anhänglich ist, knurrte ihn sogar an.

Am Montagmorgen hiess es dann wieder packen und die Heimfahrt antreten. Gegen 10 Uhr fuhr ich zusammen mit Goran los. Er musste nach Belgrad zur Arbeit. Sein Monats lohn beträgt (wie bei den meisten die noch Beschäftigung haben) 10.- DM. Er ist froh, wenigstens arbeiten zu können und beschäftigt zu sein. Dies lenkt doch von der schlechten Situation ab und es bleibt weniger Zeit zum grübeln. Ausserdem stellen ihn seine Hunde auf und er kann mit der Zucht, welche früher nur Hobby war, einige DM dazu verdienen und somit besser überleben. Alles ist sehr teuer geworden. Der Liter Benzin kostet zwischen 3.- bis 4.- DM. 1 Kilo Bananen kosten auf dem Schwarzmarkt 4.- DM. Wer kann sich das noch leisten? Auf der Weiterfahrt Richtung Ungarn musste ich 2x Strassengebühr bezahlen. Ein Kassierer freute sich sehr darüber, dass ich 2 Hunde aus den Sarplaninen besass. Er rief seinen Kollegen und gemeinsam sperrten sie die Strasse, damit ich meine Hunde ohne Gefahr aus dem Auto nehmen konnte. Da das Benzin so teuer ist, hatte es glücklicherweise nicht viel Verkehr, doch die Fahrer mussten warten bis die beiden Fans meine Hunde genügend bewundert hatten. Dafür wurde ich dann am Zoll gefragt, ob das Neufundländer seien.... Dieser Zöllner hatte offenbar keine Ahnung von seinem Land. In Budapest fand ich sogar auf Anhieb die richtige Strasse nach Wien. In Ungarn liess ich meine Hunde 2x auf riesigen Wiesen (Puszta?) austoben. Beide waren so richtig in ihrem Element. Abends, kurz vor der österreichischen Grenze parkierte ich mein Auto in einer Allee um zu schlafen. Nun, ohne Hunde hätte ich dies sicher nicht gemacht. Prompt bekam ich 6x ungebetenen Besuch. Als sie aber meine Bestien sahen und vor allem hörten, fuhren sie gleich wieder weg. Einmal kam sogar die Polizei zwecks Kontrolle, doch auch diese kamen nicht näher als ca. 3m! Früh am Dienstagmorgen fuhr ich weiter Richtung Schweiz, wo ich todmüde, völlig verdreckt aber überglücklich und voll positiver Erlebnisse gesund ankam. Das war sicher eine meiner unvergesslichen Reisen und wenn es die Umstände erlauben, fahre ich sicher wieder einmal in dieses Land.